Mundnasenschutzmaskenapokalypse

Zombie

Die Mundnasenschutzmaskenapokalypse bringt es an den Tag, nun zeigt er sein wahres Gesicht: Der im Supermarkt einkaufende Mensch ist eine gefährliche Bioform, die nichts anderes tut, als die sie umgebenden Bioformen mit Viren einzuspeicheln. Also ein Zombie. Die klassische George-Romero-Dystopie: Fressen und gefressen werden in den Tempeln des Konsums. Plötzlich illustriert die Lebenswirklichkeit die Fiktion. Kulturwissenschaftlich betrachtet, hat das Corona-Ding aus dem Wildtier-Sumpf eben auch seine ironischen Seiten.

Der Zombie ist letztlich jedoch tot und eigentlich passiv. Wie auch das Corona-Virus passiv ist . Trotzdem wird es interessanterweise immer wieder als aktiv, fast schon als fremde Intelligenz gedacht. So erinnere ich mich an einen Artikel in der SZ, in dem sinngemäß davon die Rede war, das Virus kennen nur das Ziel, weitere Menschen zu erreichen, um deren Atemwegen zu kapern und sich dort zu vermehren. Das ist freilich reißerischer Unsinn, lässt sich als Denkbild aber herleiten von Filmen wie „Invasion der Körperfresser“: die Alien-Invasion, die über die Menschheit herfällt und diese durch infizierte Klone ersetzt.

Die Erstverfilmung 1956 durch Don Siegel (nach einer Romanvorlage von Jack Finney von 1954) wurde häufig als politische Allegorie auf die antikommunistische Paranoia der McCarthy-Ära und das dort herrschende Denunziantentum gedeutet, die interpretatorische Ausrichtung bleibt jedoch letztlich offen. Auf jeden Fall aber sind die Klone nicht gut auf diejenigen zu sprechen, die sich ihre menschliche Eigenständigkeit, wenn man so will: ihre innere Gesundheit erhalten haben. So gesehen, werden in dieser Lesart die Opfer zu Tätern gemacht, also Virusträger*innen zu eindringenden Aliens (vgl. auch „Men in Black“). Das eigentlich Schreckliche aber, das den Film-Schock auslöst, ist zum einen der leere, empathielose, der entmenschlichte Mensch, zum anderen der für autoritären Totalitarismus anfällig gewordene Menschen, dem die Norm wichtiger ist als deren inhaltlicher Sinn.

Wie dem auch sei, am Ende beugen sich selbst Citoyenne und Citoyen der Maskenpflicht und binden sich einen eleganten Schal um den Kopf, alleine um der sozialen Ächtung zu entgehen. Obwohl es ihnen bereits der Anstand gebietet, ihren Mitmenschen nicht ins Gesicht zu niesen, sowie einen gewissen sozialen Abstand zu halten.

Nachrichten aus der nahen Zukunft

Mars

2026. Dank zerschnittener Bettlaken und alter Hosengummis war die Menschheit soeben vor dem globalen Aussterben bewahrt worden. Nun begann eine Sondereinheit, die übrig gebliebenen Laken zusammenzuknoten, um einen lange gehegten Wunsch zu verwirklichen: die Besteigung des Mars. Die Berechnungen dazu wurden mit Hilfe eines Abakus und einer mechanischen Registrierkasse erstellt, die man in einer der verlassenen Städte gefunden hatte. Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer feierten in einem exklusiven Festakt diesen innovativen Schritt in Richtung Künstliche Intelligenz 7.0.

return to SENDER

Eleven RT

Im letzten Jahr war das Projekt kunstort ELEVEN artspace zu Gast in den Galerieräumen des Kunstmuseums Reutlingen. Zur MailArt-Installation „return to SENDER“ im Rahmen der Ausstellung habe ich mich mit einem kleinen Beitrag in Form eines Briefes – selbstverständlich auf dem Postweg – beteiligt:

MailArt_MB

Die Klang- und Performancekünstlerin Monika Golla und der Installationskünstler Frank Fierke, die das Projekt tragen und die Ausstellung kuratiert haben, schreiben dazu in ihrer Online-Dokumentation:

„Wie unglaublich fies……!! How mean is this MailArt by Markus Baumgart:
‚This envelope is empty or not empty, so please in any case DO NOT OPEN IT! It may contain an important message, a declaration of love, a picture of a cat, a false knowledge, an infinitely small or huge, banal or significant art work, a few remaining atoms of Tübingen air? SO PLEASE DO NOT OPEN THIS ENVELOPE!‘
Frank and I disagree – he says, as artists we should respect the written words and not open it. I say, just as artist we should accept the challenge and break the rules and of course open it! … What do you think? Until now WE have not opened it (…not yet)!! :-)“

Und ein Kommentator: „Burn it.“ – Wozu ich meine: Okay, aber ohne dabei zuzuschauen, am besten mit verbundenen Augen. Und danach bitte unbeobachtet und mit weiterhin verbundenen Augen die Asche vom Wind davontragen lassen. Damit dieses kleine Werk weiterhin existiert. Oder nicht existiert.