Auf einem Büchermarkt habe ich einmal eine kleine satirische Alternativpublikation namens „tabustrierte“ gefunden, die im ersten Jahrgang 1954 in Köln von Erich Denker, Ludwig und Hans Herbert Blatzheim sowie Magda Schneider herausgegeben wurde. Ich besitze das 4. Heft dieses ersten Jahrganges, die „superbombensondernummer“. Das 16-seitige Heft, der Text ist durchgehend in Kleinbuchstaben gehalten, lässt sich zur Hälfte von vorne, zur anderen Hälfte von hinten lesen, besitzt damit also auch zwei Titelblätter. Auf dem einen Titelblatt ist das Photo zweier Models auf einem Schiff abgebildet, das Bild trägt die Bildlegende „wasserstoffbombe“. Auf dem anderen Titelblatt findet sich ein sitzendes Pin-up-Model, die Legende lautet hier: „radioaktive sexbombe mit richtstrahler nach übersee“. Auch ein großer Teil der Texte und weiterer Bildlegenden spielt mit den Begriffen Sexbombe und Atom- bzw. Wasserstoffbombe. Repräsentativ für den satirisch-protestierenden Unterton mag folgendes Zitat aus dem leid-artikel stehen: „dieweilen dieses heft ansonsten der freude gewidmet ist, ziemet es sich kaum angesichts der ungestümen fortschritte einer wildgewordenen technik, einen freud-artikel zu schreiben. lasset uns wehmütig hinter uns blicken in jene zeiten, da man wasserstoff nur in superoxydierter form zum bleichen weiblichen haarschmuckes verwendete.“
Der Begriff „Sexbombe“ wurde meinen Recherchen nach tatsächlich um 1950 in Deutschland geprägt. Dr. Heinz Küpper merkt zwar in „Handliches Wörterbuch der deutschen Alltagssprache“ (Hamburg/Düsseldorf 1968) an, der Begriff sei um 1950 aus Nordamerika übernommen worden, aber aus der ausführlichen Version „Wörterbuch der deutschen Umgangssprache“ (Stuttgart/Dresden 1987) nahm er diesen Verweis wieder heraus. Der Begriff ist eine Zusammensetzung des 1945 aus dem Englischen übernommenen Wortes „Sex“ und der in Deutschland bereits seit 1930 gebräuchlichen Bezeichnung „Bombe“ für eine „Frau mit üppig entwickeltem Busen“ (ebd.: 122). In amerikanischen Slang-Wörterbüchern konnte ich den Begriff nicht finden, daher nehme ich an, dass der Begriff erst seit Tom Jones Hit „Sex Bomb“ von 1999 auch im englischsprachigen Raum wirklich populär ist.