Die Würde des Menschen…

Die zweifelhafte Wuerde

Liebe Kinder,

es gab einmal eine Zeit, da galt Menschenwürde als ein Grundrecht. Und das galt für alle Menschen, ausnahmslos. Da verstand man die Gesellschaft als eine Solidargemeinschaft miteinander verbundener Menschen. Und die Politik hatte dafür zu sorgen, dass das gemeinsame Zusammenleben in diesem Sinne geregelt wurde.

Menschen, die ihre Arbeit, ihre Heimat, ihren Halt verloren hatten, galt weitgehend Mitleid für ihre zumeist unverschuldete, momentane Lebenssituation. Eben deshalb verstand man sie weiterhin als Teil dieser Solidargemeinschaft. Und man ließ ihnen ganz selbstverständlich die Hilfe zufließen, die notwendig war, um ihnen an erster Stelle eine weiterhin würdige Existenz zu ermöglichen, sie darüber hinaus jedoch langfristig wieder wirklich in die Alltagsstruktur der Gesellschaft einzugliedern. Dies zu regeln gab es Behörden, die als Mittel zum Zweck des Gemeinschaftswesens verstanden wurden. In diesem Sinne waren sie respektabel.

Und man sprach davon, dass man zwischenmenschliche Beziehungen „pflege“. Ja, so sagte man. Und meinte damit, dass solche Beziehungen es wert seien, achtsam behandelt zu werden. Man versuchte einen würdevollen Umgang unter- und miteinander zu pflegen. Von Angesicht zu Angesicht, von Gleich zu Gleich, oft im Gespräch, also im direkten Kontakt und in gegenseitiger Er-Kenntnis. Daraus entstand dann gegenseitiger Respekt.

Und, liebe Kinder, es gibt tatsächlich noch immer Menschen, die haben den Traum, dass den Menschen, allen Menschen diese respektvolle Würde zurückgegeben wird. Vor allem denen, die sich selbst maßlos entwürdigen, indem sie aus einer privilegierten Situation heraus gegen die treten, die sich in einer menschlichen Notlage befinden.

Euer Märchenonkel

Hinneigung zur Wuerde